Gau Passau
Dieser Artikel ist erschienen im Rhaeten-Herold Nr. 624-S. 14-15
13.05.2023 - Auf den Spuren von Bb Erich Horndasch – Gautag im Bayerischen Wald
Die Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte liegt eingebettet zwischen den beiden höchsten Bergen des Nationalparks Bayerischer Wald – dem Rachel und dem Lusen. Der Glasmacherort Riedlhütte gehörte früher zur Klosterpfarrei St. Oswald. 1994 erfolgte die Eingliederung in die noch junge Pfarrei Spiegelau. Da die “alte Kapelle“ für die Gläubigen in diesem aufstrebenden Industrieort nicht mehr ausreichte, wurde der Neubau einer Kirche notwendig.
Franz Xaver Wagner (1913-1979) seit 1956 Pfarrer von Spiegelau und Rhaete seit 1952, erkannte diese Notwendigkeit und setzte alles daran, diesem Wunsch durch den Neubau einer modernen Kirche nachzukommen.1962 war der von einem Stuttgarter Architekten entworfene Neubau fertig und unser Bundesbruder, der akademische Maler Erich Horndasch (1926-2010), Rhaete seit 1951, gestaltete den gesamten Innenraum der Kirche „St. Josef der Arbeiter“.
Hier fand der Gautag der Passauer Rhaeten am Samstag, 13. Mai 2023 statt, vorbereitet mit Unterstützung des studierten Forstmannes, Bb Rudi Mandl, dessen Heimat in St. Oswald ist. Der junge Pfarrer Tobias Keilhofer begrüßte die Rhaetenfamilie aus nah und fern in der Kirche und erläuterte die Kunstwerke, insbesondere die raumfüllende Altarwand „Himmlisches Jerusalem“, die gemäß der Offenbarung des hl. Johannes entstand:
„Ich sah das neue Jerusalem in der Klarheit Gottes. Es funkelte wie ein Edelstein … wie ein Kristall … Die Stadt und ihre Straßen waren aus reinem Gold, ähnlich reinem Glase. Einen Tempel sah ich nicht darin, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm … das Licht der Stadt ist das Lamm …“
Der Pfarrer wies weiter hin auf die Glasfenster (sog. „Dallglas“) in der Werktagskapelle und das Triptychon „Josef der Arbeiter“. Das Gesamtkunstwerk konnte Erich Horndasch erst in den neunziger Jahren mit der Schaffung des Kreuzweges in Form von 14 Bildern auf 85x70 cm großen Holztafeln, Tempera mit Wachsseife, vervollständigen.
Im Anschluss an diese Erläuterungen erzählte der Obmann des Rupertigaues/Rosenheim Dr. Edi Buckl, der mit Erich Horndasch viele Jahre freundschaftlich verbunden war, den künstlerischen Werdegang des „Malers von Stammham“ in bewegenden und emotionalen Worten: Sein Leben und Wirken verkörpern hervorragend die vier rhaetischen Prinzipien.
Während des anschließenden Rundganges stieg unser Ehrenphilistersenior Dr. Berndt Jäger zur Orgelempore hoch und improvisierte mit schönen Klängen auf der Orgel. Für ihn war es ein freudiges Wiedersehen, denn er durfte 1964 (!) als Schüler des Leopoldinums in Passau bei der Einweihung der Kirche die Orgel spielen.
Zum Abschied von der „Horndasch-Kirche“ erhielt Pfarrer Tobias Keilhofer noch ein kleines Geschenk, ein bairisches Witzblatt „Der Hatschier“, denn Erich hatte auch Freude an skurrilen Illustrationen.
Nun versammelte sich die Rhaetenfamilie mit 25 Teilnehmer:innen zum Mittagessen und geselligem Zusammensein im nahen Hotel „Der Wieshof“. Der Gauobmann begrüßte alle herzlich, voran den Senior der Teilnehmer, Bb Helmut Hilz, den sein Sohn begleitet hat zum Ausflug in das Land seiner Vorfahren, die hier als Glashüttenbesitzer wirkten. Der Münchener Gau war vertreten durch Dr. Berndt Jäger, stellv. Philistersenior Rupert Härtl, Manfred Stegmüller, Dr. Klaus Hirschberger, sowie Dr. Christian Scheftner, Eggenfelden. Aus dem Gau Passau kamen mit Damen die Bundesbrüder Robert Brummer, Dr. Konrad Glas, Dr. Konrad Mayerhofer, Peter Springer-Ferazin und Josef Geier, dem heute von Rupert das Goldene Ehrenband für 50 Jahre Treue zu Rhaetia überreicht wurde.
Das Nachmittagsprogramm galt dem Besuch des 1970 gegründeten Nationalparks Bayerischer Wald. Zusammen mit dem angrenzenden Nationalpark Sumava in Tschechien bildet er mit über 900 qkm das größte Waldschutzgebiet Mitteleuropas.
Ziel war das Nationalparkzentrum Lusen am Hans Eisenmannhaus. Mit fachkundiger Begleitung von Bb Rudi Mandl wanderten die Rhaeten auf dem Baumwipfelpfad vorbei an Buchen, Tannen und Fichten des Bergmischwaldes. Höhepunkt des Pfades ist der 44 m hohe Baumturm. Oben angekommen wurden sie belohnt mit dem Blick in den weißblauen Himmel und das Meer des Bayerischen
und Böhmer Waldes.
Den Abschluss dieses Gautages bildete noch die Fahrt in das nahe Altschönau zum „Landhotel Moorhof“, wo sie bei Kaffee und Kuchen und freundschaftlichen Gesprächen den Tag ausklingen ließen.
Bb Günter Albrecht, Gauobmann Passau