Gau Passau
Dieser Artikel ist erschienen im Rhaeten-Herold Nr. 547/548-S. 23
Ein besonderer Gautag
Passauer Rhaeten zu Gast bei Ihrem Gauobmann
Es war ein Gautag der besonderen Art: Schon das Wort „Tag" passte nicht ganz, denn das Treffen des Gaus Passau begann erst am späten Nachmittag und erstreckte sich bis weit in die warme Sommernacht des 21. August. Es war auch kein Gautag des Ortswechsels zwischen Besichtigungsobjekten und Gasthausrunde, sondern bestimmt von der „stabilitas loci".
Und dieser Ort war die Villa der Familie unseres Gauobmanns Prof. Dr. Konrad Glas , hoch über Passau und nahe der Wallfahrtskirche Mariahilf gelegen.
Apropos „stabilitas loci": Die Nähe dieser Kirche und des dazugehörigen früheren Kapuziner- und jetzigen Paulinerklosters mag Bb. Dr. Helmut Wirner an die benediktinische Gepflogenheit erinnert haben, Klöster auf beherrschender Höhe anzulegen. So meinte er, Konrad Glas könne von Glück sprechen, dass die Benediktiner ihm diesen Platz nicht schon vor Zeiten weggenommen haben ... Bb. Wirner und seine Gattin waren übrigens bei diesem Treffen nicht die einzigen Vertreter benachbarter Gaue: Aus dem Gau Donau - Naab waren in alter Treue Bb. Ernst Härtl und seine Gattin gekommen, aus dem Gau München außer dem Ehepaar Wirner Bb. Franz Kapsner, Bb. Helmut Liebl mit seiner Gattin - gleichfalls in alter Treue Bb. Martin Pilstl, Bb. Chlodwig Selmer und seine Gattin sowie - eine ganz besondere Ehre - unser Ehrenphilistersenior Dr. Heinz-Günter Jäckle mit seiner Gattin. Schließlich umfasste die Runde einschließlich der Familie des Hausherrn mehr als dreißig Personen.
Vom Eingangspavillon an der Nordseite ihrer Villa aus begrüßten der Gauobmann und seine Gattin ihre Gäste (s. Bild): Mit launigen Worten nannte Konrad Glas als erstes Motiv für seine Einladung den Nutzen, den sein Garten davon habe, da so ein Anlass bestanden habe, hier manches in Ordnung zu bringen. Der eigentliche Grund sei aber natürlich das Bedürfnis gewesen, nach den langen Jahren intensiver beruflicher Beanspruchung mehr Muße für seine Freunde zu haben und sie in größerer Zahl bei sich versammeln zu können. Mit besonderer Wärme erinnerte er dabei an drei erkrankte Bundesbrüder, die unter anderen Umständen gerne gekommen wären. Nach dieser ernsten Note war aber wieder Heiterkeit angesagt und nach einigen entsprechenden Regiebemerkungen erklärte Frau Glas das Buffet für eröffnet.
Sollte jemand zu wenig Appetit mitgebracht haben, dann erwachte er spätestens beim Anblick der reichen Speisenauswahl, die sich hier bot und die durch gemeinsame Leistung der Familie Glas zustande gekommen war, ergänzt durch Beiträge anderer Bundesbrüder, vor allem natürlich von deren Frauen. Im ausgedehnten, parkartigen Garten warteten schon die Tische auf die Gäste, die sich denn auch ungesäumt ans Werk machten. Nicht nur der Inhalt der Gläser löste nun die Zungen, sondern auch die anregende Stimmung, die hereinbrechende Nacht und Lampenlicht erzeugten. Wie bei solcher Gelegenheit nicht anders zu erwarten, bewegten sich die Gespräche zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Was die Gegenwart betrifft, so sprachen gerade auch anwesende Vertreter der jungen Rhaetengeneration aktuelle, Beruf, Verbindung und Kirche betreffende Probleme an. Aber auch die Vergangenheit kam zu ihrem Recht und dies besonders konzentriert durch einen sehr willkommenen Beitrag unseres Ehrenphilisterseniors, der in einem Diavortrag das Verbindungsleben besonders der 50er- und 60er- Jahre aufleben ließ. Bei der Kommentierung bewies Bb. Dr. Jäckle einmal mehr seine stupende Vertrautheit mit den Personalia unserer Verbindung, half unserem Gedächtnis auf und unterstützte uns dabei, in jungen Gesichtern die wiederzuerkennen, von denen wir bereits eine ganz andere Vorstellung hatten und haben. Es war unvermeidlich, dass dieser Blick in die Vergangenheit auch seine melancholischen Züge hatte, denn Worte wie „früh verstorben", „ausgetreten" bzw. „entlassen" oder gar „verschollen" tauchten nicht allzu selten auf.
Auch ein feierliches Element fehlte dem Abend nicht: Der Ehrenphilistersenior ergriff die Gelegenheit, Bb. Anton Glas das Goldene Ehrenband zu verleihen, das dieser beim Stiftungsfest nicht hatte entgegennehmen können.
Der letzte Höhepunkt des Abends - und man kann ihn angesichts des Angebots wirklich so nennen - war nun der süße Ausklang der Bewirtung, dem dank der längeren Unterbrechung des Essens durch den Diavortrag wieder kräftig zugesprochen werden konnte.
Es zeugt von dem großen Anklang, den dieser Gauabend fand, dass auch Bundesbrüder, die noch einen weiten Heimweg vor sich hatten, bis in die Mitternachtsstunde ausharrten und sich auch da oft nur schwer voneinander trennen konnten. Alle schieden mit herzlichem Dank von den Gastgebern - und natürlich auch mit dem Bedauern darüber, dass man ihnen nun eine Menge Aufräumarbeiten hinterlassen musste.
Bb. Franz Salzinger