Gau Passau
Dieser Artikel ist erschienen im Rhaeten-Herold Nr. 633-S. 11-12

14.09.2024 - Gautag Niederbayern/Oberpfalz im Rottal, Aldersbach und Sammarei

Das Treffen der Rhaetengaue Landshut, Regensburg und Passau führte die Rhaetenfamilie am Samstag, 14. September 2024, in das niederbayerische Rottal. Das Wetter meinte es an diesem Tag nicht gut, denn nach heißen Sommertagen kam ein Kälteeinbruch. Dies hielt jedoch die 25 Teilnehmer, Bundesbrüder und die Ehefrauen nicht davon ab sich in Aldersbach und Sammarei zu versammeln.

„Nur Gott und eine Schwalbe sitzen ruhig auf ihren Plätzen – der Vogel vor seinem Häuschen, Gottvater golden umstrahlt von Wolken. Ansonsten ist im Deckengemälde der Kirche Mariä Himmelfahrt in Aldersbach im Landkreis Passau alles in Bewegung. Da wird jubiliert und frohlockt, gebetet und trompetet, gekniet, gerannt und vor allem geflogen. Schließlich feiern Engel, Menschen und Heilige nichts Geringeres als Christi Geburt.“ So beschreibt Angelika Jakob in ihrem Aufsatz über die Restaurierung der Klosterkirche in der Zeitschrift „Servus“ Nr. 7/2024 die Deckenfresken in der 64m langen Wandpfeilerkirche.

Vor 300 Jahren ließ der Abt der Zisterzienserabtei dieses neue Langhaus mit fünf Achsen errichten und vertraute die Ausgestaltung den Brüdern Cosmas Damian und Egid Quirin Asam an. Sie schufen die formvollendete Harmonie von aufwändigem Stuck und der jochüberspannenden Fresken. Das Bildprogramm ist eine Abbildung des gesamten Lebens Jesu, von der Verkündigung seiner Geburt, die über der Orgelempore abgebildet ist, bis hin zur Sendung des Heiligen Geistes im Chorbereich. Den Mittelpunkt der Reise durch die Kirche bildet das Hauptfresko von der Weihnachtsvision des Ordensgründers hl. Bernhard.

Weitere bedeutende Künstler wie Josef Deutschmann, Johann J. Zeiller und M. Günther trugen zur üppigen Ausstattung bei. Den Hochaltar mit seinen 88 Engeln als Strahlenkranz um die Trinität schuf Josef M. Götz und auch das Konzept, die Seitenaltäre kulissenartig in den Raum zu schieben war sein Werk. Bedeutend ist auch das Schnitzwerk des Chorgestühls mit Intarsienschmuck aus Zinn von Kaspar Griessemann.

Mit Staunen betraten sie den gewaltigen Kirchenraum in Aldersbach, als der Leiter des Staatlichen Bauamtes Passau, Dipl.-Ing. Architekt Norbert Sterl, sie am Zugang empfing. Bei einem Rundgang erläuterte er ihnen den Ablauf der Restaurierungsmaßnahmen, die infolge der subsidiären Baupflicht des Freistaates Bayern durch die Bauoberleitung des Staatlichen Bauamtes Passau geleitet werden: Ab 2014 begann die Außeninstandsetzung der ehemaligen Klosterkirche. Der 17m hohe Turmhelm musste abgehoben werden, damit die Schäden an der Holzkonstruktion und der Kupferdeckung zu ebener Erde unter einem Schutzdach durchgeführt werden konnten.

Der Glockenstuhl wurde erneuert und die 1946 gegossenen nun bruchgefährdeten Stahlglocken konnten durch sechs neue der Glockengießerei Perner in Passau ersetzt werden. Auch der gesamte Kirchendachstuhl musste saniert werden. Neben den konstruktiven Maßnahmen waren alle Fassaden zu restaurieren und farblich neu zu fassen. Rechtzeitig zur Landesausstellung 2016 „Bier in Bayern“ konnten diese Arbeiten mit Gesamtkosten von 4,7 Mio Euro abgeschlossen werden. Ab 2018 begann nach umfangreichen Voruntersuchungen und Kostenermittlungen die Innenrestaurierung, nachdem die Zustimmung durch Freistaat Bayern und Diözese Passau gegeben worden war. Zunächst musste für die Holzeinbauten eine „Holzwurm“- Behandlung durchgeführt werden. Die Kirche war ab diesem Zeitpunkt für nunmehr sieben Jahre geschlossen. Mit dem Aufbau der Gerüste konnte die Restaurierung der Raumschale, die Rissbildungen im Putz, Pilzbefall und starke Verschmutzung aufwies, begonnen werden. An 380 Stellen waren im Deckengemälde Restaurierungsarbeiten erforderlich. Die Ausstattungsteile, von den Altären bis zum Orgelprospekt, wurden soweit möglich in den im Kirchenraum aufgestellten Arbeitscontainern restauriert. Auch die Haustechnik wie Heizung, Beleuchtung, etc. musste auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden.

Das Ergebnis dieser umfassenden Restaurierung zeigt, dass unter der Führung der Spezialisten des Landesamtes für Denkmalpflege hervorragende freischaffende Restauratoren das Gesamtkunstwerk der Asamkirche für die Zukunft bewahrt haben. Insgesamt werden etwa 15,5 Mio Euro für die Innenrestaurierung (Kirche 60 %, Staat 40%) erforderlich. Nach Abschluss der restlichen Arbeiten soll am 24.11.2024 der neue Volksaltar eingeweiht werden. Nach dieser umfangreichen Wanderung durch den Kirchenraum, die Sakristei und die Taufkapelle versammelte sich die Rhaetenfamilie im benachbarten Gasthaus „Mayerhofer“ zur wohlverdienten Mittagspause. Nach dem vorzüglichen niederbayerischen Essen bedankte sich der Gauobmann von Passau bei Norbert Sterl und freute sich, dass aus nah und fern die Rhaeten gekommen waren, darunter der stellv. Philistersenior Rupert Härtl, Manfred Stegmüller und die Gauobmänner Stefan Pritscher und Werner Penth.

Am Nachmittag stand noch die Fahrt zur nahen Wallfahrtskirche Sammarei auf dem Programm des Gautages. Mit begeisterten Worten schilderte die Mesnerin Anita Schneider die Bedeutung dieser wohl einzigartigen Wallfahrtskirche. Die Wallfahrt geht auf den Brand eines Gutshofes, zum Kloster Aldersbach gehörig, im Jahr 1619 in unmittelbarer Nähe einer kleinen Holzkapelle mit dem Gnadenbild der Muttergottes zurück, bei dem die Kapelle den Brand des Hofes unversehrt überstanden haben soll. Um die Kapelle wurde die 1631 geweihte frühbarocke Kirche erbaut.

Der Innenraum und das Äußere der Gnadenkapelle und der Chorumgang sind mit Votivtafeln aus vier Jahrhunderten behängt. Über 1300 Bilder künden noch heute von Not und Elend unserer Vorfahren, aber auch von ihrem tiefen Vertrauen zur Gottesmutter von Sammarei.

Der Chorraum mit der Gnadenkapelle wird verdeckt durch das monumentale Altarwerk mit den 101 geschnitzten Figuren, das der Pfarrkirchener Künstler Jakob Bendl 1645 geschaffen hat. Die beiden Reiterfiguren St. Georg und St. Martin gelten als Meisterstück frühbarocker Kunst. Um das Mittelstück reihen sich die fünf Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes in vollplastischen Figuren. Über dem heiligen Martin schwebt der „gschlamperte Engel“ von Sammarei. An ihm ließ der Bildhauer seiner künstlerischen Laune freien Lauf.

Zum Abschluss des Besuches in der Wallfahrtkirche und zur Freude der Rhaeten und der Wallfahrer, die nun zum täglichen Rosenkranz in die Kirche kamen, ließ der hohe Ehrenphilistersenior Dr. Berndt Jäger die kunstvolle Orgel von 1653 erklingen.

Nun sollte sich bei Kaffee und Kuchen noch eine gesellige Rhaetenrunde anschließen, doch der Wirt von Sammarei hatte trotz rechtzeitiger Anmeldung unseren Termin verschlampert, sodass sich ein Teil der Rhaetenfamilie auf den Heimweg machte. Der harte Kern, dabei natürlich auch Johanna und Konrad Glas, fuhr noch in das nahe Bad Griesbach und ließ dort im Café am Stadtplatz den Gautag ausklingen.

Bb Günter Albrecht, Gauobmann Passau