Gau Passau
Dieser Artikel ist erschienen im Rhaeten-Herold Nr. 579-S. 6
Bericht vom gemeinsamen Gautag der Gaue Regensburg und Passau
Zu diesem gemeinsamen Gautag kamen die beiden Nachbargaue Regensburg und Passau zusammen. Am Samstag den 19. September 2015 trafen wir uns - insgesamt 20 Personen - um unter der Führung unseres Bundesbruders Dr. Eduard Buckl aus dem Gau Traunstein die Wallfahrtsstätte Haindling zu besichtigen.
Schon von weitem grüßen zwei Zwiebeltürme den Besucher, der eine Turm gehört zur Marienkirche, der andere zur Kreuzkirche. Das Kloster Sankt Emmeran in Regensburg, eines der bedeutendsten Benediktinerklöster in Bayern, besaß nachweislich seit dem 9. Jahrhundert Güter in Haindlingberg.
Direkt urkundlich ist Haindling 1031 belegt, 1833 dann auch die dortige Marienkappelle. Die Wallfahrt zur Mutter Gottes von Haindling erlebte ein rasches und starkes Auíblühen, so dass die Kirche mehrere Vergrößerungen erlebte, bis sie 1439 vollendet war. Es handelte sich wahrscheinlich um eine gotische dreischiffige Kirche, in den noch heutigen Ausmaßen.
Selbst diese Kirche war dem damaligen Ansturm der Hilfesuchenden nicht gewachsen und so wurde im Spätmittelalter daneben noch die Kreuzkirche errichtet. Beide Kirchtürme wurden von 1624-1631, also mitten im 30jährigen Krieg, so wie wir sie heute sehen, vom Baumeister Martin Bartholomäus Viscardi aus dem Tessin aufgestockt und die Kreuzkirche umgebaut. Von 1719-1721 erfolgte der Umbau der Marienkirche in eine barocke Wandpfeilerkirche im Sinne des Tridentiner Konzils, also freie Sicht aufden Hochaltar und im Kirchenschiff keine Säulen. Die Pläne für den Umbau (er ließ nur einen großen Teil der Außenmauern stehen) lieferte der kurfürstliche Baumeister Johann Georg Endtres.
Die gesamte Bauausführung und auch die gesamte Innenausstattung wurden in die Hände von Meistern aus der direkten Umgebung gelegt. Maurermeister Johann Pfaffinger errichtete die Raumschale, den Stuck schufen Simon Hofer (1721) und Thomas Wagner (1762) und die großartigen Schreinerarbeiten wurden von Thomas Lehner ausgeführt. Alle vier stammten aus dem benachbarten Geiselhöring. Die Fresken und die meisten Altarblätter schuf Josef Anton Merz aus Straubing (nur die im Chorraum sind erhalten). 1816 stürzte das Gewölbe im Langhaus ein. Glücklicherweise wurde dabei die Inneneinrichtung kaum in Mitleidenschaft gezogen. Das heute zu sehende Gewölbe ist eine Leichtkonstruktion, die Fresken schuf der Parsberger Maler Walter Scheidemantel (1957).
Der gesamte Innenraum der Kirche ist von hoher Qualität. Das Hochaltarbild (Josef Anton Merz) stellt die Aufnahme und Krönung Mariens dar. Im Tabernakel des rechten vorderen Seitenaltars befindet sich das Gnadenbild der Kirche, eine Madonna aus dem Jahr 1330/40 mit noch originaler Fassung. Sie entstand wahrscheinlich in Regensburg und dürfte trotz ihrer geringen Größe (ungefähr 30 cm) eines der bedeutendsten und schönsten erhaltenen Bildwerke dieser Zeit sein. Verwenden wir nun noch etwas Zeit für einige der ausführenden Künstler. Der Maler und Freskant Josef Anton Merz (geboren 1691 in Markt Oberndorf/Allgäu, gestorben 1750 in Straubing) konnte gegen 1710 in eine vakant gewordene Meisterstelle in Straubing einheiraten. Zu seinen Hauptwerken zählen die Fresken in Oberaltaich, Bogenberg und in der Zisterzienserkirche Gotteszell. Außerdem schuf er zahlreiche Altarblätter. Er war ein solider und begabter Handwerksmeister, der noch ganz im frühbarocken Gestalten beheimatet war.
Seine Kontakte zur internationalen Kunstszene waren die vielen Kupferstiche, die von einer Vielzahl von Künstlern im Umlauf waren und sicher auch die Gebrüder Asam, deren Werke (Kloster Weltenburg und die Dreifaltigkeitskirche in München) gerade entstanden. Diese malten Gewölbe mit großflächigen Fresken aus. Merz gestaltete seine Deckenfresken noch in der Art von Kassettendecken mit einer Vielzahl kleiner Bilder (in Haindling mit dem Marienleben).
Der Schreiner Thomas Lehner schuf sämtliche Altäre. Diese sind außergewöhnlich reich gestaltet und mit aufwändigen und komplizierten Furnieren ausgestattet. Da diese schon einmal sehr schlampig restauriert wurden, gab es mehrere Flächen auf denen originale Lacke und Farben gut erhalten waren. Diese Flächen sind für die Erforschung alter Materialien und Techniken ein Glücksfall und wurden in den letzten Jahren gründlich untersucht, so dass wir völlig neue Einblicke in alte Arbeitsmethoden erhielten.
Die Heiligkreuzkirche (von 1480) wurde im Jahr 1621 ebenfalls durch Viscardi von Grund auf erneuert. Sie steht auf einem hohen mit Laubengang versehenen Unterbau, in dem ein Grab Christi eingerichtet ist.
In der Vorhalle befindet sich eine Ölbergkapelle. Sie ist das Ende eines Kreuzweges, der vom Fuß des Berges zu den Kirchen führt. In ihrem Inneren beherbergt die Kreuzkirche einen besonders schönen Spätrenaissance/Frühbarock Schnitzaltar. Als Meister kommt der Regensburger Bildhauer
Hans Wilhelm in Frage. Die gut erhaltene originale Fassung der Figuren stammt vom Regensburger Maler Johann Paul Schwendter (1581-1639). Dieser Altar alleine ist schon die Fahrt nach Haindling wert. Auch heute noch pilgern besonders zum 14. September, dem Fest der Kreuzerhöhung, viele Wallfahrer nach Haindling.
Am Ende der Führung dankte Konrad Glas als Gauobmann von Passau dem Ideengeber für den Ausflug, Bundesbruder Franz Salzinger, der leider wegen einer mehrtätigen Italienreise nicht mit uns sein konnte und Edi Buckl für seine Führung.
Zum Abschluss des Ausfluges saßen wir alle noch beim Mittagessen im Gasthaus Hagn im nahen Sallach gemütlich zusammen und ließen den Nachmittag ausklingen.
Bb. Dr. Eduard Raps
Gauobmann