Gau Passau
Dieser Artikel ist erschienen im Rhaeten-Herold Nr. 546-S. 12-13

Besuch im „Haus der Musik" (R. Raffalt)

Gautag der Passauer Rhaeten am 08. Mai 2010 in Vornbach am Inn

Das Ziel des diesjährigen ersten Gautags der Passauer Rhaeten zeichnete sich schon vor vielen Jahren ab, als uns der Kulturreferent des Landkreises Passau, Herr Dr. Wilfried Hartleb, bei ähnlicher Gelegenheit durch die benachbarte Feste Neuburg führte. Schon damals schlug er uns vor, auch einmal die Kirche von Vornbach als Ziel eines Gautags zu wählen und deren Besichtigung durch das Erlebnis eines Orgelkonzerts zu krönen.

Der neue Gauobmann, Bb. Prof. Dr. Konrad Glas, hat diese Anregung nun aufgegriffen, wofür er gute Gründe hatte: Die ehemalige Klosterkirche von Vornbach verfügt über die älteste Barockorgel Niederbayerns, die nach Oberkonservator Dr. Sixtus Lampl „zu den bedeutendsten Barockorgelwerken in Süddeutschland" zählt und die Prof. Dr. Karl Schütz gar „ein Denkmalinstrument von Weltgeltung" nennt. Sie wurde 1732 von dem großen Orgelbaumeister Johann Ignaz Egedacher geschaffen, von dessen über 30 nachweisbaren Instrumenten nur dieses Werk und die Orgel der Stiftskirche von Zwettl vollständig erhalten sind. In den Jahren 2001 bis 2009 wurde nun die Vornbacher Orgel durch die Schweizer Orgelwerkstatt Kuhn einer ebenso gründlichen wie behutsamen Restaurierung unterzogen, die zu einem vollen Erfolg führte.

Den Auftakt des Gautags bildete eine Kirchenführung durch den schon erwähnten Dr. Hartleb, die gezielt das Erleben dieses bedeutenden Instruments vorbereitete.

Als passende persönliche Einleitung äußerte der Führer seine freudige Überraschung darüber, dass er unter den anwesenden Bundesbrüdern Franz Kapsner begrüßen konnte, mit dem er sich in jungen Jahren am Wettbewerb „Jugend musiziert" beteiligt hatte. Ein Hinweis auf die hervorragende Akustik des Raums setzte die musikalische Leitlinie der Führung fort, die rasch auf die wichtigen Jahre 1728 bis 1733 zu sprechen kam, in denen der Abt Clarus Faßmann den Innenraum der Kirche im Frührokoko-Stil ausstatten ließ und bei Johann Ignaz Egedacher den Bau der Orgel in Auftrag gab. Naturgemäß wies der Führer auch auf die optischen Aspekte der Orgel hin, so auf ihre architektonische Eigenart, die nicht zuletzt dadurch bestimmt ist, dass der Orgelprospekt bündig in die Wand eingefasst ist und so das Instrument nicht als dreidimensional in Erscheinung tritt. Weitere Hinweise galten den musikalischen Symbolen, die die Stuckierung und den figürlichen Schmuck im Orgelbereich bestimmen; vor allem aber hielt es Dr. Hartleb für angezeigt, auch näher auf den Erbauer des Gehäuses, den Bildhauer und Architekten Joseph Matthias Götz (1696 - 1760), einzugehen, der eine widersprüchliche Persönlichkeit war: Obwohl er eine Reihe prominenter Werke - darunter auch den Prospekt der Passauer Domorgel -schuf, wechselte er schließlich das Metier und trat als Ingenieuroffizier in die bayerische Armee ein. Sein Grab teilte das Schicksal des Passauer St.-Nikola¬Friedhofs, der im Zuge von Napoleons Festungsplänen beseitigt wurde.

Aber von der Vergangenheit und vom Äußeren der Orgel nun zur Gegenwart und zur „Klangpracht" (R. Raffalt) des Instruments! Ein noch so vollmundiges Lob der Egedacher-Orgel wäre blutleer geblieben, hätte der Gauobmann nicht einen anerkannten Fachmann aus dem Kreis seiner eigenen Familie, seinen Schwager Franz Scheuerer, aufbieten können.

Dieser war lange Zeit als Chordirektor und Organist in München und in der Schweiz tätig, und er führte uns nun zunächst in prägnanter Weise in den Aufbau einer Orgel, vor allem in Situierung und Funktion wichtiger Register, ein und vermittelte uns dann mit seinem Spiel sowohl eine imponierende Probe seiner Kunst als auch die überzeugende Bestätigung dessen, was vorher zum Lob der Egedacher-Orgel gesagt worden war. Dieses bezog sich bei Franz Scheuerer besonders auf das von Anfang an gegebene ideale Zusammenwirken verschiedener Klangelemente, aber auch auf die Restauration, die er in ihrer von ihm noch nie erlebten Behutsamkeit ein „Wunderwerk" nannte.

Herr Scheuerer und seine Frau Gertraud, die gleichfalls anwesend war, vertraten aber bei diesem Gautag keineswegs allein Familie und Verwandtschaft des Gauobmanns.

Dieser hatte vielmehr neben seiner Gattin Johanna auch noch seine Töchter Franziska, Sophie und Johanna mitgebracht, die nicht nur eine menschliche, sondern in ihren farbenfrohen Dirndlkleidern auch eine erfreuliche ästhetische Bereicherung des Gautags bildeten. Die drei jungen Damen waren aber nicht die einzigen Vertreter ihrer Generation: Mit ihnen war auch ihr Bruder - unser Bundesbruder - Martin gekommen, und sogar zwei Vertreter der Aktivenvorstandschaft, Fuchsmajor Christian Willschek und Kassier Markus Reisner, hatten uns die Freude ihres Kommens gemacht. Gefreut haben wir Passauer uns auch wieder über die Bundesbrüder aus anderen Gauen, die sich eingefunden hatten. Es waren dies Hermann Aulinger, Ludwig Felber, Dr. Helmut Liebt und Chlodwig Selmer mit ihren Gattinnen sowie der schon erwähnte Bb. Franz Kapsner.

Erfahrungsgemäß wird es bei Gau-tagen geschätzt, wenn der Weg vom Besichtigungsobjekt zum Ort des geselligen Beisammenseins nicht allzu weit und umständlich ist. Da konnten wir diesmal unbesorgt sein, denn zur Klostertaverne von Hans Resch waren es von der Kirche nur ein paar Schritte. Die vorausgehende Ankündigung des Gauobmanns, er habe Angebot und Preis-Leistungs-Verhältnis der Gaststätte geprüft und für gut befunden, bestätigte sich voll, und so stand einer gemütlichen Abschlussrunde nichts im Wege.

Konrad Glas leitete sie mit einer kurzen Begrüßungsansprache ein, in der er auch die Grüße der aus gesundheitlichen Gründen verhinderten Bundesbrüder Härtl und Haug übermittelte und seinem Schwager mit herzlichen Worten dafür dankte, dass er mit seinem Spiel dem Gautag den „absoluten Höhepunkt" gegeben habe.

Anerkennende Worte richtete der Gauobmann aber auch an die anwesenden Aktiven, denen er versicherte, dass man sehr Gutes vom aktuellen Verbindungsleben höre und die Semester-Programme außerordentlich niveauvoll seien.

Natürlich warfen die Gewölbe der alten Klostertaverne den Klang des sich nun entspinnenden lebhaften Gesprächs verstärkt zurück, aber damit wusste die Runde schon fertig zu werden.
Nach diesem wohlgelungenen Auftakt der Ära Konrad Glas im Gau Passau hörte man dessen abschließende Ankündigung besonders gern: Schauplatz des zweiten Gautags in diesem Jahr werden Villa und Garten der Familie Glas auf dem Mariahilfberg in Passau sein.

Bb. Franz Salzinger